Altersstrukturen in den Leistungsklassen
In den Niedersächsischen Tageszeitungen waren in der Vergangenheit häufig Artikel zu finden, die sich mit der Alterstruktur der Schiedsrichter in den norddeutschen Oberligen und in der Regionalliga-Nord befassten. Kritisiert wurde, dass vorwiegend junge Schiedsrichter zum Einsatz kämen und es an älteren, erfahrenen Spielleitern mangele. Exemplarisch für solche Ansichten ist nachstehend die Meinung eines Sportredakteurs der Ostfriesen-Zeitung (20.2.01) wiedergegeben:
Bemängelt wird nicht die Qualität der jungen Referees, sondern ihre noch fehlende Erfahrung. Aus der Sicht der Lehrarbeit ist es wichtig, dass seitens der Verantwortlichen in den Schiedsrichterausschüssen auf eine gleichmäßige Altersstruktur hingewirkt wird. Dafür gibt es vielfältige Gründe: Auch ältere Schiedsrichter (gemeint sind hier die 35- bis 40-jährigen Kameraden) haben ein Recht auf leistungsgerechten Einsatz. Bei bestimmten Spielen ist die Übertragung der Spielleitung an Routiniers geraten. Auch die Vereine wünschen sich für solche Paarungen »gestandene« Schiris.
Stimmt die Altersstruktur, können regelmäßig Spielleiter, die eine gewisse Altersgrenze (irgendwann jenseits der 42) überschritten haben, gegen junge Kollegen ausgewechselt werden. Damit wird übrigens verhindert, dass Schiedsrichter vor Erreichen bestimmter Altersgrenzen trotz guter Leistungen absteigen müssen und ihre Pfeife verärgert an den Nagel hängen, zum Schaden für den gesamten Fußballsport.
Von den Offiziellen wird die Richtigkeit der Vorwürfe in der Presse bezweifelt. Eine DFB-Niederschrift, verfasst anlässlich einer Tagung von Verbandsschiedsrichterobleuten und Lehrwarten mit dem DFB, bestätigt jedoch die beabsichtigten »Verjüngungen«: Zur Aufstellung der SR-Listen für diese Spielklasse wurde von Manfred Amerell vorgetragen, dass grundsätzlich die Regionalliga die Talentquelle für die 2. Bundesliga sein sollte. Eine Beschäftigung der SR-Assistenten der Bundesliga und der 2.Bundesliga, die keine Perspektiven für eine weitere Schiedsrichter-Laufbahn hätten, wird nicht für sinnvoll gehalten. Besser ist es, die Schiedsrichter der Bundesliga und der 2.Liga auf ihre Aufgaben in der Regionalliga vorzubereiten, wenn immer es möglich und nötig ist. Die Probleme der regionalen Schiedsrichterausschüsse bei der notwendigen Zurückführung der Schiedsrichterzahlen können nicht übersehen werden; gleichwohl ist diese Liga als hohe Leistungsklasse anzusehen.
(Randnotiz: Es wurde seitens eines Vertreters des DFB eine Altersgrenze von 28 Jahren gefordert.)
Auch eine statistische Auswertung der Schiedsrichterlisten des Norddeutsche Fußballverbandes bestätigt die Tendenz der Regionalliga zur »Nachwuchsliga«:
Durchschnittsalter der Schiedsrichter des Nordd. Fußballverbandes | |
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in der Regionalliga 1999/2000 | in der Regionalliga 2000/2001 |
33,29 Jahre | 30,00 Jahre |
Zahl der Schiedsrichter des Nordd. Fußballverbandes mit einem Alter von mehr als 35 Jahren | |
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in der Regionalliga 1999/2000 | in der Regionalliga 2000/2001 |
10 Spielleiter | 1 Spielleiter |
Interessant im diesem Zusammenhang dürfte noch sein, dass 2 niedersächsische Schiedsrichter, die aus Altersgründen in der Regionalliga keine Perspektiven mehr hatten (37 und 39 Jahre), die Leistungstabelle der Oberliga (einsam) mit jeweils 47 Punkten (= ausgezeichnet) anführen.