Forum – Meinungen

Spieler auf die Strafbank

Rote Karte für die Blaue Karte?

Am 8. Februar 2024 berichtete die britische Tageszeitung The Guardian in einem Artikel »Blue cards to be introduced into football for sin-bins under IFAB trials«, dass die IFAB (das für das Regelwerk zuständige Gremium) es gerne sehen würde, wenn ihre in zahlreichen, zumeist englischen Amateurwettbewerben erprobten Zeitstrafen in der kommenden Saison im englischen FA-Cup, der unserem deutschen DFB-Pokal-Wettbewerb entspricht, getestet werden könnten. Die Zeitstrafen sollen 10 Minuten betragen und durch eine Blaue Karte angezeigt werden. Vorgesehen ist die Karte für absichtliche Fouls, die den Zweck haben, gegnerische Angriffe zu unterbinden, sowie für Proteste gegen Entscheidungen des Schiedsrichters. Zwei Blaue Karten würden ebenso wie eine Blaue und eine Gelbe Karte eine Rote Karte nach sich ziehen. Ihre Wirkung entfalte die Blaue Karte vor allem in der Prävention, so der Vorsitzende des englischen Fußballverbandes Mark Bullingham. Die Erfahrungen in unteren Klassen seien durchweg positiv.

Die Einführung der Zeitstrafen im Spitzenfußball ist Bestandteil eines Maßnahmenkatalogs mit dem die IFAB versucht, die zunehmenden heftigen und zum Teil gewalttätigen Auseinandersetzungen auf dem Spielfeld einzudämmen. Von der Einführung in den höchsten Spielklassen verspricht sich die IFAB nicht nur eine positive Wirkung auf das Verhalten der direkt betroffenen Spieler, sondern auch, dass sich dieses anschließend, aufgrund der von ihnen ausgeübten Vorbildfunktion, auf das Verhalten der Spieler in den unteren Klassen überträgt.

Der Artikel des Guardian wurde von vielen Medien aufgegriffen und die Frage nach Zweckmäßigkeit und Unzweckmäßigkeit der Zeitstrafen im Spitzenfußball wurde vielerorts kommentiert. Eine kritische bis ablehnende Haltung überwog dabei deutlich. So würde beispielsweise für den UEFA-Präsidenten Alexander Ceferin die Blaue Karte gar den »Tod des Fußballs« bedeuten. Beendet wurde die mediale Diskussion als Anfang März der FIFA-Präsident Gianni Infantino der Einführung der Blauen Karte im Spitzenfußball eine klare Absage erteilte (»red card to the blue card«). Man müsse den Kern und die Tradition des Fußballs schützen, so der FIFA-Präsident. Da die FIFA mit vier (von acht) Stimmen im regelbestimmenden Gremium der IFAB vertreten ist und es sechs Stimmen für eine Regeländerung bedarf, ist also zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit einer Einführung der Blauen Karte nicht zu rechnen.

Ganz aufgegeben haben die Befürworter der Zeitstrafe innerhalb der IFAB ihren Plan, die Zeitstrafen auch auf höchster fußballerischer Ebene einzuführen, dennoch nicht. In einer Pressekonferenz anlässlich der 138. Jahresversammlung der IFAB Anfang März wurde betont, dass die Tests auf unterer Ebene mit dem Ziel fortgeführt werden würden, die Maßnahme soweit zu verbessern, dass sie auch auf höchster Ebene Akzeptanz finden würde.

Im Übrigen sind Zeitstrafen im Fußball nichts Neues. Sie kommen in zahlreichen Amateurwettbewerben und häufig auch im Kinder- und Jugendfußball zur Anwendung. In den offiziellen Fußballregeln der FIFA ist ihnen ein eigenes Kapitel gewidmet (»Leitlinien zu Zeitstrafen (Strafbank)«).

Was halten Sie von der Einführung der Blauen Karte im Spitzenfußball? Kann sie helfen, das Benehmen der Spieler zu verbessern und damit die Attraktivität des Spiels für alle Beteiligten zu erhöhen oder würde sie, überspitzt gesagt, den Tod des Fußballs bedeuten?

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