Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft
In den Zeiten, als unsere Bundesligaschiedsrichter »für'n Appel und Ei« die Spiele der hochdotieren Profis leiteten, glaubte der FC Nürnberg, mit Geschenken an die Spielleiter in Form von Heimtrainern der ausgleichenden Gerechtigkeit ein wenig nachhelfen zu können. Die Sache flog auf. Eine Untersuchung ergab, dass es keinerlei Relationen zwischen den Geschenken und den Spielergebnissen gab. Die beschenkten Schiedsrichter spendeten einen namhaften Betrag für einen guten Zweck. Der DFB schob durch entsprechende Weisungen an seine Referees allen Möglichkeiten einer eventuellen Beeinflussung einen Riegel vor und sorgte vor allem für eine angemessene Honorierung der Spielleiter.
Versuche, Spielleiter zu beeinflussen, gibt es auch heute noch: So hat der spanische Rekordmeister Real Madrid einen Schiedsrichter unter Vertrag genommen, der künftig für die Betreuung der Schiedsrichterteams zuständig sein soll. Real will sich mit diesem »Schachzug« das Wohlwollen der Spielleiter einhandeln.
Der vorliegende Test soll Schiedsrichter gegen Versuche, sie über das »Hinterstübchen« zu beeinflussen, sensibilisieren.
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1. Vor einem Oberligaspiel übergibt der Mannschaftsbetreuer der Heimmannschaft dem Schiedsrichter als kleines Gastgeschenk eine Sporttasche (Wert ca. 20 €).
- Der Schiedsrichter nimmt dankend an
- Der Schiedsrichter lehnt strikt ab
2. Nach einem Spiel der Oberliga übergibt der Mannschaftsbetreuer dem Schiedsrichter trotz der Heimniederlage eine Sporttasche (Wert 10 €).
- Der Schiedsrichter nimmt die Sporttasche mit dem Hinweis »das wäre nicht nötig gewesen« an
- Der Schiedsrichter lehnt dankend ab
3. Nach einem Spiel der Bezirksklasse übergibt der Betreuer der Gastmannschaft dem Schiedsrichter beim Abholen der Pässe eine Schachtel Pralinen als Mitbringsel für seine Frau/Freundin, weil sie den Sonntagnachmittag auf ihn verzichten musste.
- Nette Geste! Der Schiedsrichter nimmt die Pralinen natürlich an
- Der Schiedsrichter lehnt dankend ab
4. Anlässlich eines Kreisligaspiels überreicht der Vorsitzende der Heimmannschaft dem Schiedsrichter die Vereinsnadel.
- Wenn es bei dem Verein so üblich ist und der Schiedsrichter Anstecknadeln sammelt, dann sollte er die Nadeln annehmen
- Der Schiedsrichter lehnt ab.
5. Anlässlich eines Bezirksligaspiels übergibt der Vorsitzende der Gastmannschaft dem Schiedsrichter einen Vereinsbecher.
- Der Schiedsrichter nimmt den Vereinsbecher an und bedankt sich freundlich aber distanziert
- Der Schiedsrichter lehnt ab
6. Der Schiedsrichter hat den Aufstieg in die Bundesliga geschafft. Nach seiner ersten erfolgreichen Spielleitung will ihm der gastgebende Verein eine goldene Uhr zur Erinnerung schenken.
- Weil es das erste Spiel war, kann der Schiedsrichter das Geschenk ausnahmsweise annehmen
- Der Schiedsrichter lehnt das Geschenk konsequent ab und meldet den Vorgang
7. Ein Verein der Regionalliga schenkt dem Schiedsrichterteam als kleine Aufmerksamkeit Federballsets.
- Die Schiedsrichter nehmen das Set an
- Sie lehnen ab
8. In den höchsten Spielklassen sind Sachgeschenke bis zu einem Wert von maximal ... Euro »annehmbar«:
- 50 Euro
- 0 Euro
9. Ein Verein der 3.Liga überreicht dem Schiedsrichter nach dem Spiel als Andenken einen Vereinswimpel.
- Der Schiedsrichter lehnt dankend ab
- Kann man gegebenenfalls annehmen
10. Ein Kreisklassenverein übergibt dem Schiedsrichter für seine gute Spielleitung einen Vereinswimpel.
- Der Schiedsrichter nimmt den Wimpel an
- Er winkt ab
11. Ein Verein, der von einem Textilfabrikanten gesponsert wird, schenkt dem Schiedsrichter ein T-Shirt mit einem entsprechenden Werbeaufdruck.
- Grundsätzlich ablehnen
- Annahme bleibt dem Schiedsrichter überlassen
12. Der Betreuer einer A-Juniorenmannschaft hat erfahren, dass der Schiedsrichter vor einigen Tagen seinen Geburtstag gefeiert hat. Er bringt ihm als Präsent des Vereins eine schön verpackte Flasche Rotwein (Wert 6,-€) in die Umkleidekabine.
- Sehr aufmerksam
- Betreuer und Rotwein verlassen die Kabine ...
13. Ein Vertreter der Heimmannschaft schenkt dem Schiedsrichter nach dem Spiel eine Schiedsrichterpfeife.
- Er möchte, dass der Schiedsrichter künftig nach seiner Pfeife pfeift
- Er »nimmt den Schiedsrichter auf den Arm«
14. Das Sportereignis des Jahrhunderts: Ein Dorfverein spielt gegen den Deutschen Meister. Für den Schiedsrichter hat der Vorstand als Erinnerungsgabe einen kleinen, mit einer Gravur (Ereignis, Datum, sein Name) versehenen Zinnteller beschafft.
- Der Schiedsrichter lehnt den Teller ab
- Der Schiedsrichter nimmt den Teller an
15. Einige Probebeutel mit echtem Ostfriesentee – der Hersteller sponsert den Verein – hat dem Schiedsrichter der Gastverein in die Umkleidekabine gelegt. Der Schiedsrichter trinkt gerne Tee.
- Er kann den Tee mitnehmen
- Er lässt den Tee liegen
16. Der Vereinswirt einer Kreisklassenmannschaft flüstert Dir zu, dass er für den Schiedsrichter eine Prämie von 100 Euro aussetzt, falls seine Mannschaft das entscheidende Spiel um die Meisterschaft gewinnt.
- Der Schiedsrichter kann den Betrag nehmen, muss aber korrekt leiten
- Der Schiedsrichter lehnt ab und macht eine Meldung
17. Der Sponsor eines Vereins setzt eine »Beihilfe« für die Schiedsrichterkasse des Kreises aus, wenn seine Mannschaft das Spiel gegen den Abstieg nicht verliert.
- »Abwarten und Teetrinken«
- Ablehnen und Meldung
18. Der Schiedsrichter wird mit seinen Assistenten nach Spielende von einem Verbandsligaverein zu einem Essen eingeladen.
- Er kann die Einladung annehmen
- Er lehnt die Einladung ab
19. Der Schiedsrichter wird mit seinen Schiedsrichterassistenten bereits vor dem Spiel einer Verbandsligamannschaft zum anschließenden Essen eingeladen.
- Er kann die Einladung annehmen
- Er lehnt die Einladung ab
20. Eine Kreisligamannschaft lädt den Schiedsrichter zu einem Essen beim Griechen ein.
- Er kann die Einladung annehmen
- Er lehnt die Einladung ab
21. Jubiläumswoche beim Dorfverein. Ein Grünkohlessen steht auf dem Programm. Die Spielleiter des Pokalturniers werden dazu eingeladen.
- Sie nehmen die Einladung an
- Sie lehnen die Einladung ab
22. Von einem Bezirksklassenverein wirst der Schiedsrichter nach einem Spiel zu einem Bier eingeladen. Er nimmt die Einladung an, zumal er nicht mit dem Auto angereist ist. Wie verhält sich der Schiedsrichter, wenn das dritte Bier serviert werden soll.
- Er lehnt dankend ab oder gibt selber eine Runde aus
- »Einer geht noch ‘rein«
23. Nach einem Bezirksoberligaspiel wird der Schiedsrichter zu einem Imbiss eingeladen, die Schiedsrichterassistenten aber nicht.
- Das ist nicht sein Problem
- Der Schiedsrichter lehnt die Einladung unter diesen Umständen ab
Lösung
Lösung
1. b. – Der Verein hat nur einen Grund für das Geschenk: Der Schiedsrichter soll wohlwollend gestimmt werden.
2. b. – Der Verein baut vor. Er weiß, dass sich ihre Wege noch häufiger kreuzen. Da kann eine »positive Grundstimmung« nicht schaden. Die »Meisterleistung« in dieser Hinsicht vollbrachte ein Vereinsvorsitzender östlich von Ostfriesland: Auch nach schwachen Spielleitungen lobte er den Referee »über den grünen Klee«, und der Schiedsrichter freute sich darüber ...
3. b. – Das Mitgefühl ist nicht echt, es sei denn, der Betreuer hätte eine »geheime Beziehung« zu der Dame.
4. a. – Es gibt etliche Schiedsrichter, die Vereinsnadeln sammeln. Es spräche auch nichts dagegen, wenn der Referee den Verein um eine Nadel bitten würde.
5. b. – Drei Gründe, das Geschenk abzulehnen: Solche Becher sind teuer, das Geschenkmotiv ist unlauter und derartige Andenken sind Staubfänger ...
6. b. – Ein äußerst plumper Beeinträchtigungsversuch. Das gilt übrigens auch, wenn kleinere Vereine mit weniger wertvollen Geschenken für »gute Stimmung sorgen wollen«.
7. b. – Sachgeschenke sind unabhängig vom Wert (und der Finanzlage des Vereins) grundsätzlich abzulehnen.
8. b. – Einen Bundesligaschiedsrichter kann man mit Sachgeschenken weder beeindrucken und schon gar nicht beeinflussen ...
9. b. – Wenn es bei dem Verein üblich ist, dass jeder Spielleiter einmal einen Vereinswimpel erhält, spricht kaum etwas gegen eine Annahme.
10. b. – Ein »kleiner Verein« muss die Wimpel teuer bezahlen. Sie werden Freunden übergeben und mit Ihnen werden Leistungen für den Verein belohnt. Damit kann der Schiri nicht dienen ...
11. b. – Sponsor und Verein freuen sich, wenn sie einen »Werbeträger« gefunden haben! Falls der Schiedsrichter zum Beispiel für »Rüko-Hühnerfutter« Reklame laufen will, ist das seine Sache.
12. b. – Man stelle sich vor, der Betreuer des Gegners platzt in diese »»Zeremonie«. Sein Kommentar: »Ach, so läuft das!« Peinlich! Vielleicht trägt es zur richtigen Selbsteinschätzung des Spielleiters bei, wenn ihm klar wird, dass Vereine nicht einmal ihre eigenen Mitglieder so »verehren«.
13. b. – In Esens (Ostfriesland) geschehen: Nach dem Spiel sagte ein Spieler zum Schiri: »Es war ein schönes Spiel, schade dass Sie es nicht gesehen haben.« Auch er fühlte sich verhohnepipelt ...
14. b. – Der Verein möchte auch den Schiedsrichter an dem Freudenfest beteiligen. Es wäre taktlos, ein solches eigens für den Schiri vorbereitete Erinnerungsgabe abzulehnen.
15. a. – Werbeartikel von geringem Wert kann der Schiedsrichter unbedenklich annehmen. Sie kosten den Verein nichts und niemand käme auf den Gedanken, den Schiri damit beeinflussen zu können.
16. b. – Das ist ein Bestechungsversuch und ein Fall für das Sportgericht.
17. b. – Den Sponsor sollte man mit dem Hinweis der Meldung des Vorganges an die Instanzen »abblitzen« lassen.
18. a. – Eine solche Einladung kann man bedenkenlos annehmen.
19. a. – Bei einer weiten Anreise spricht nichts dagegen, eine Einladung zum Essen jederzeit anzunehmen.
20. b. – Wenn »Mutters Küche« in einer Stunde zu erreichen ist, gibt es keinen plausiblen Grund, sich von einem Verein zum Essen einladen zu lassen, schon gar nicht in ein Spezialitätenrestaurant.
21. a. – Da kann man schon `mal mitfeiern: Guten Appetit!
22. a. – Gegen eine Einladung zu einem Getränk ist generell nichts einzuwenden. Aber auch dabei gilt es Grenzen einzuhalten.
23. b. – Der Schiedsrichter sollte dem Verein recht deutlich machen, dass er lieber seinen Schiedsrichterkameraden treu bleibt.
Beurteilung
0 Fehler: Sie widerstehen allen Anfechtungen! Super!
1-2 Fehler: Nahezu alle »Goodwill-Aktionen« der Vereine prallen an Ihnen ergebnislos ab.
3-4 Fehler: Sie durchschauen die allermeisten Tricks der Vereine, Sie übers »Hinterstübchen« zu beeinflussen. Dennoch sollten Sie sich noch einmal intensiv mit den Fällen beschäftigen, in denen Sie einen Fehler begangen hätten.
5-6 Fehler: Sie gehen den meisten Vereinen »auf den Leim«. Gehen Sie die gesamten Fragen noch einmal in aller Ruhe durch.
7-8 Fehler: Sie laufen zwar keine Gefahr, von der Mafia eine schwarze Rose geschickt zu bekommen, aber um ein guter Schiedsrichter zu werden, bedarf es mehr als die Fußballregeln zu beherrschen.
9 und mehr: ... vielleicht wäre ein Schuldnerberater die bessere Lösung.