Leitlinien zur Kapitänsregelung
Einleitung
Respekt und Fairness sind Grundwerte des Fußballs. Dennoch stoßen die Entscheidungen von Schiedsrichtern und anderen Spieloffiziellen regelmässig auf verbale und physische Proteste. In extremen Fällen rennen Spieler auf die Schiedsrichter zu und umzingeln oder bedrängen sie. Dieses Verhalten zeugt von mangelndem Respekt gegenüber den Schiedsrichtern, schadet dem Ansehen des Fußballs und kann einschüchternd oder verstörend sein.
Eine engere Zusammenarbeit zwischen dem Schiedsrichter und den Teamkapitänen kann Fairness und den gegenseitigen Respekt fördern. Damit der Schiedsrichter wichtige Entscheidungen erläutern kann, dürfen sich ihm nur die Kapitäne nähern, sofern sie sich dabei respektvoll und angemessen verhalten. Jeder Kapitän muss dafür sorgen, dass seine Mitspieler eine ausreichende Distanz zum Schiedsrichter wahren und sich nicht in den Austausch zwischen dem Schiedsrichter und den Teamkapitänen einmischen.
Die folgenden einfachen Leitlinien sollen Wettbewerbsorganisatoren bei der Anwendung der Kapitänsregelung unterstützen.
Leitlinien
- Normale Interaktionen zwischen Spielern und dem Schiedsrichter sind erlaubt und bleiben wichtig (für mehr Transparenz und zur Vermeidung von Frustration und Konflikten).
- Jeder Spieler (einschließlich Kapitän), der mit Worten oder Gesten protestiert, wird verwarnt (gelbe Karte).
- Gegebenenfalls erklärt der Schiedsrichter den Kapitänen und/oder den an einem Vorfall beteiligten Spielern wichtige Entscheidungen.
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Um zu verhindern, dass Spieler den Schiedsrichter in wichtigen Situationen oder nach Vorfällen oder Entscheidungen mit großer Tragweite bedrängen oder umzingeln, gilt Folgendes:
- Nur ein Spieler jedes Teams (in der Regel der Kapitän) darf sich dem Schiedsrichter nähern und muss sich gegenüber diesem stets respektvoll verhalten.
- Der Schiedsrichter darf die Spieler mit Worten oder Gesten anweisen/auffordern, sich nicht zu nähern.
- Die Teamkapitäne müssen ebenfalls dafür sorgen, dass sich ihre Mitspieler dem Schiedsrichter nicht nähern.
- Spieler, die sich dem Schiedsrichter unerlaubt nähern/ihn umzingeln, können verwarnt werden (gelbe Karte).
- Sofern nötig darf der Schiedsrichter die Spielfortsetzung verzögern, damit der Kapitän seinen Mitspielern u. a. die Entscheidung erklären und sie auffordern kann, sich angemessen zu verhalten.
Wenn der Kapitän der Torhüter ist
- Wenn der Torhüter der Kapitän ist, muss dem Schiedsrichter spätestens beim Münzwurf vor dem Anstoß der Spieler gemeldet werden, wer sich anstelle des Torhüters dem Schiedsrichter nähern darf.
- Nur der Torhüter oder der ernannte Spieler, aber nicht beide, darf sich dem Schiedsrichter nähern.
- Bei einer Auswechslung oder einem Feldverweis des ernannten Spielers muss ein anderer Spieler ernannt werden.
Optionen für den Junioren-, Senioren-, Behinderten- und Breitenfussball
Die nachfolgenden Bestimmungen gelten nur für den Junioren-, Senioren-, Behinderten- und Breitenfussball.
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Der Schiedsrichter kann die Kapitänsregelung einleiten, indem er pfeift und folgendes Zeichen macht:
- Er hebt beide Arme über den Kopf und überkreuzt die Handgelenke.
- Anschließend streckt er die Arme mit offenen Handflächen nach vorne und deutet mit einer nach vorne gerichteten Stoßbewegung an, dass sich die Spieler ihm nicht nähern dürfen.
- Ein dem Kapitän vorbehaltener Bereich (Kapitänsbereich) erstreckt sich 4 m (4,5 yds) rings um den Schiedsrichter.
- Gegebenenfalls entfernt sich der Schiedsrichter etwas von den Spielern, um den Kapitänsbereich zu schaffen.
- Mit Ausnahme der beiden Kapitäne, die zur Kennzeichnung eine Armbinde tragen sollten, darf kein Spieler den Kapitänsbereich betreten.
- Der Kapitän ist dafür mitverantwortlich, dass seine Mitspieler den Kapitänsbereich respektieren und einen Mindestabstand von 4 m (4,5 yds) zum Schiedsrichter einhalten.
- Wenn ein anderer Spieler als der Kapitän den Kapitänsbereich betritt, ist der fehlbare Spieler wegen Protestierens durch Handlung zu verwarnen.
- Wenn mehrere Spieler eines Teams den Kapitänsbereich betreten, muss mindestens einer von ihnen verwarnt werden. In der Regel ist dies der Spieler, der den Kapitänsbereich als Erster betreten oder sich besonders aggressiv verhalten hat.
- Alle Vorfälle, bei denen mehrere unbefugte Spieler eines Teams den Kapitänsbereich betreten, sind nach dem Spiel den zuständigen Instanzen zu melden.*
*) Die Wettbewerbsorganisatoren sollten für Situationen, bei denen mehrere Spieler eines Teams den Kapitänsbereich betreten, unbedingt Sanktionen vorsehen.
Anmerkungen
Die Leitlinien zur Kapitänsregelung (»Kapitäns-Dialog«) wurden zur Saison 2024/25, d.h. zum 1. Juli 2024 eingeführt. Sie gelten im Bereich des DFB für sämtliche Spielklassen, d.h. auch für die Amateur- und Jugendspielklassen, sowie für sämtliche Pokalwettbewerbe und Freundschaftsspiele.
Sie haben zum Ziel durch klare Struktur- und Verhaltensvorgaben für Schiedsrichter und Mannschaften die gegenseitige Kommunikation zu erleichtert und die Akkzeptanz von Entscheidungen zu erhöhen. Zudem sollen sie dazu dienen, durch verkürzte Unterbrechungen die Netto-Spielzeit zu erhöhen.
Normale Interaktionen zwischen Schiedsrichtern und Spielern sind wichtig und bleiben nach wie vor erlaubt. Ihr Ziel ist es für Transparenz zu sorgen und mögliche Frustrationen oder Konflikte zu vermeiden.
Nach wie vor wird jeder Spieler, der seinen Unmut über eine Entscheidung des Schiedsrichters übermäßig durch Worte oder Handlungen/Gesten ausdrückt, mit einer gelben Karte verwarnt. Dies gilt ausdrücklich auch für die Kapitäne.
Soweit angebracht sollte der Schiedsrichter den Kapitänen und/oder den betroffenen Spielern wichtige Entscheidungen erläutern. Befürchtet der Schiedsrichter jedoch bei einer Entscheidung heftig bedrängt zu werden, kann er durch ein Zeichen (s.o.) das Verfahren des Kapitänsdialogs in Gang setzen.
Der Kapitänsdialog sollte bei Entscheidungen mit »potenziell spielentscheidendem Charakter« eingesetzt werden (s.o.). Welche Entscheidungen als relevant anzusehen sind und wann er den Kapitänsdialog einsetzt, ist allein dem Schiedsrichter überlassen.
Die vier Meter an Abstand müssen zu allen Spieloffiziellen eingehalten werden, d.h. auch beispielsweise zu den Schiedsrichter-Assistenten und dem 4. Offiziellen.
Schiedsrichter sollten im Rahmen des Kapitänsdialogs den Kapitänen eine kurze und knappe Erklärung ihrer Entscheidung geben, ohne sich auf längere Diskussionen einzulassen.
Wird ein Feldspieler zum Ansprechpartner des Schiedsrichters, weil der Kapitän einer Mannschaft der Torhüter ist, erfolgt die Nennung des Feldspielers, der als Ansprechpartner für den Schiedsrichter fungiert, im Idealfall bei der Platzwahl vor dem Spiel. Auf diese Weise erfährt auch die gegnerische Mannschaft, wer als Ansprechpartner agieren darf. Dieser Zeitpunkt ist allerdings nicht vorgeschrieben.
Wird der Feldspieler, der als Ansprechpartner des Schiedsrichters dient, ausgewechselt, muss dem Schiedsrichter ein anderer Feldspieler genannt werden, der diese Rolle einnimmt.
Spielertrainer, die nicht gleichzeitig als Kapitän fungieren, haben innerhalb der Regel des Kapitänsdialogs den Status normaler Spieler.
Jeder Spieler oder Teamoffizielle, der gegen die Regel des Kapitänsdialogs verstößt, wird verwarnt. Falls sich ein Kapitän oder Trainer während des Kapitän-Dialogs unsportlich verhält wird dieser ebenfalls verwarnt. Verstößt ein bereits verwarnter Spieler gegen die Regel wird dieser mit einer gelb/roten Karte vom Platz gestellt.
Quellen
1) Only the captain can approach the referee - Guidelines for competitions - IFAB (Juli 2024))
2) VSA-LEHRBRIEF 05: KAPITÄNS-DIALOG - Bayerischer Fussballverband (25. Juli 2024)